Sonntag, 21. Juni 2009

Stellungnahme der Fachschaft „Kultvolk“ des B.A. Vgl. Kultur- und Religionswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg zur Besetzung des Politikw

Wir, die Fachschaft „Kultvolk“ des B.A. vgl. Kultur- und Religionswissenschaft solidarisieren uns mit den Besetzer_innen des Politikwissenschaftlichen Instituts im G-Gang der Philosophischen Fakultät.

Die Einführung der modularisierten Studiengänge ging in vielen Fachgebieten mit einem starken Rückgang selbst bestimmten Lernen und Studierens einher. Bedingt durch die hohe Anzahl an Pflichtveranstaltungen innerhalb des Studienverlaufes, der darüber hinaus – zumeist streng durchstrukturiert – kaum mehr eine flexible Studierbarkeit zu lässt, stehen den Studierenden vielfach keine Möglichkeiten zur Verfügung ihr Studium nach ihren eigenen Interessen zu gestalten. Durch Instrumentarien wie dauernden Leistungsüberprüfungen (teilweise mehrfach innerhalb einer Veranstaltung) und kontrollierten Anwesenheitspflichten, stehen die Studierenden mehr und mehr unter einem Leistungsdruck, der kritische Diskussionen und interessegeleitetes Studium an die Peripherie der Universität verweist. Hier fordern wir die Verantwortlichen in den jeweiligen Fachgebieten auf, zusammen mit den Studierenden dem entgegen zu arbeiten und alle Möglichkeit zu nutzen, um Freiräume für freies und selbst bestimmtes Studieren zu schaffen. Wir unterstützen hierin die Forderung der BesetzerIrnnen nach Abschaffung der Anwesenheitslisten im gesamten Fachbereich.

Eine weitere Folge der politischen »Reformen« der letzten Jahre ist, dass die Studierenden über ihr Studium hinaus zeitlich kaum mehr Möglichkeiten haben sich politisch oder gesellschaftlich zu engagieren. Die Abschaffung der Mittagspause behindert die Arbeit von studentischen Gruppen innerhalb der universitären Selbstverwaltung darüber hinaus zusätzlich. Hier müssen wieder allgemeine zeitliche Freiräume geschaffen werden, um Gremien und Gruppenarbeit zu erleichtern. Die Wiedereinführung des Gremien-Nachmittags am Mittwoch und der Mittagspause böten hier Möglichkeiten.

Des Weiteren wird eine konstruktive Arbeit der studentischen Gruppen durch den zur Verfügung stehenden Raum für dementsprechende Aktivitäten innerhalb der Universität weiter eingeschränkt. So haben beispielsweise nicht alle Fachschaften einen Raum zur Verfügung, in dem sie Beratung etc. anbieten können. Hier muss mehr selbst verwalteter Freiraum für Studierende zur Verfügung gestellt werden.

Die Blockade des G-Ganges sehen wir als Ausdruck, dass die Universität ihren Verpflichtungen nicht nachkommt und gerade in der Politikwissenschaft eine systematische Taktik der Unterwanderung und sukzessiven Schwächung einer kritischen Politikwissenschaft verfolgt. Eine Universität, die ihre Räumlichkeiten nicht nutzt, um in diesen ein freies Denken zu fördern und ihre Lehre nicht in Interesse und Zeichen freier Bildung und kritischer Auseinandersetzung stellt, verliert damit den Anspruch auf eben diese.

Weiterhin unterstützen wir die Forderung nach einem viertelparitätisch besetzen Direktorium und der Verbesserung der Kommunikation innerhalb des Institutes, sowie nach einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das technisch administrative Personal.

Wir fordern die Universitäts-Verwaltung auf, im Interesse der Studierenden und einer an Integrität interessierten Universität die Öffnung der politikwissenschaftlichen Bibliothek während der Besetzung zu ermöglichen!



Für Solidarität und freie Bildung!

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